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„Willst Du das schöne Geltow sehn beweibt,
bemannt, alleene,
dann lass die Blechkarosse stehn
und mach Dir uff de Beene!“

Verpflichtung für die jetzt Lebenden, Erhaltenswertes aus der Vergangenheit zu bewahren und zu pflegen und Neues möglichst harmonisch einzugliedern. Wie bisher, wird auch die neue Gemeinde das nach Kräften versuchen.

Der Ortsteil wird eingegrenzt vom Schäfereiberg sowie dem Wildpark und der Pirschheide im Osten mit ihren reichen Kiefern- und Mischwaldbeständen. Am Ufer des Schwielowsees grüßt der Franzensberg als langgestreckter Höhenzug mit dem vom See aus, oder von der B1 aus Werder kommend, weithin sichtbaren Carlsturm. Im Süden liegt der ruhig verträumte Petzinsee, der wegen seiner geschützten Lage seine schöne Uferlandschaft oft nahezu perfekt widerspiegelt. Schließlich wird die westliche Ortsteilgrenze zunächst vom Schwielowsee, weiter nördlich von der aus dem See austretenden Havel bis in die Waldsiedlung Wildpark-West begleitet.

Allein diese Lage macht Geltow besonders attraktiv, aber es hat viel darüber hinaus zu bieten. Egal aus welcher Richtung kommend man Geltow erreicht, immer trifft man auf eines der prägendsten Bauwerke: die Baumgartenbrücke, dort, wo die Havel den Schwielowsee verlässt. Es ist bereits die 5. Brücke an dieser Stelle, die zwar die architektonische Schönheit der früheren Eisenbogenbrücken nicht erreicht, dafür aber den stark zugenommenen Verkehr problemlos aufnehmen kann. Einzig die beiden Brückentiere unterhalb der Brücke unmittelbar vor der traditionsreichen Gaststätte „Baumgartenbrück“ erinnern noch an die Eisenbrücke, die 1945 von der Wehrmacht gesprengt worden war. Von Baumgartenbrück und der Lage seines Gasthauses schwärmte Fontane: „Es ist eine 'Brühlsche Terrasse' am Schwielowsee.“ Obwohl sich einiges im Umfeld verändert hat, der zu jeder Jahreszeit einzigartige Blick über den Schwielowsee mit seinen prächtigen Farben und Stimmungen, seiner Weite und Belebtheit, ist geblieben.

Vielfältige Eindrücke vermittelt ein Gang über den Franzensberg mit seinen Villen, die sich einst betuchte Berliner als Sommeraufenthaltsstätten erbauen ließen. Hervorzuheben ist besonders ein denkmalgeschütztes Gebäude, die ehemalige „Franksche Villa“ , die nach Bauhausarchitektur von einem Sohn des berühmten Sigmund Freud erbaut, nun einen neuen Besitzer gefunden hat und nahezu im Originalzustand wieder hergerichtet wird. An der höchsten Stelle des Franzensberges steht der Carlsturm, benannt nach dem Bruder Kaiser Wilhelm I., der diesen Turm 1870 als Aussichtsturm errichten ließ.

Eine historische Besonderheit birgt der nördliche Ausläufer des Berges: den Gedenkstein für Ferdinand von Schill und sein 2. Brandenburgisches Husarenregiment, das hier 1809 biwakiert hatte, um danach zum Befreiungskampf gegen Napoleons Besatzungsarmee aufzubrechen.

Geltow hat zwar kein Schloss wie Caputh, aber es hat ein „Bergschlösschen“, unmittelbar oberhalb der Hauffstraße gelegen. Gemeint ist die frühere Villa des Freiherrn von Meusebach, der hier von 1842 bis 1847 lebte. Er war unter anderem ein bedeutender Sammler alter Bücher und Handschriften. Hoffmann von Fallersleben berichtet über ihn in seinen „Aufzeichnungen und Erinnerungen“ (zitiert in Fontanes „Wanderungen ...“ ). Nach seinem Tod bildete seine 30.000 Schriften umfassende Sammlung einen wesentlichen Stamm der Berliner Staatsbibliothek. Auch die sogenannte „Assessorenfabrik“ des Dr. Förstemann hatte hier ihren Sitz. Seine Spezialität war es, Juristen auf ihr Examen vorzubereiten. Bis Februar 2009 beherbergte das immer noch attraktive Gebäude den Geltower Kindergarten.

Das moderne Gesicht des Ortes findet man im Ortszentrum mit Wohnungsneubauten. Auf ein weiteres Neubauviertel auf dem ehemaligen Schäfereifeld mit etwa 480 Wohnungen und Eigenheimbauten sei hingewiesen. Ein überwiegend mit neuen Eigenheimen bebautes Viertel findet sich angrenzend an den mittleren Teil der Wildparkstraße. Besondere Zierde Geltows ist die weithin sichtbare Kirche, ein Backsteinbau in neugotischem Stil unweit des Havelufers am Grashorn. Sie ist bereits die dritte Kirche an dieser Stelle. 1887 war sie fertig gestellt worden und der 99-Tage-Kaiser Friedrich III. besuchte sie noch 9 Tage vor seinem Tod mit seiner Familie. Fontane hat dieses Ereignis in seinem Gedicht: „Kaiser Friedrichs letzte Fahrt“ festgehalten. Seit 2001 erstrahlt die Kirche nach umfangreichen Sanierungsarbeiten im neuen Glanz. Ihre den ganzen Ort prägende Schönheit lässt sich besonders vom anderen Havelufer aus zwischen Baumgartenbrück und Strengbrücke erleben. Das harmonische Ensemble der Kirche mit den angrenzenden Häusern Alt-Geltows und das mit hohem Rohr und Schilf bestandene Ufer der Geltower Seite ist zu jeder Jahreszeit einen Schnappschuss fürs Album wert.

Gleich gegenüber der Kirche findet der Besucher noch ein weiteres Juwel Geltows: das „Aktive Museum Handweberei Henni-Jaensch-Zeymer“, in einem kleinen Weberhaus. In der Werkstatt stehen über 200 Jahre alte Webstühle, auf denen alte Webtechniken demonstriert werden. Geschmackvolle Handwebereierzeugnisse kann man hier erwerben. Radfahrern und Spaziergängern sei auch die neu gestaltete Uferzone, ausgehend von der Straße Am Grashorn, empfohlen. Hier findet man Bänke zum Ausruhen mit schönen Ausblicken auf die Havellandschaft. Auch ein Kinderspielplatz ist vorhanden. Von hier führt nach kurzer Straßenpassage ein von alten Bäumen gesäumter Radweg in den Gemeindeteil Wildpark-West.

Vorher sollte man die östlich der Straße Am Wasser gelegenen weitläufigen Wiesen beachten, von den alten Geltowern als „Geltows Sibirien“ bezeichnet. Der Naturfreund findet hier mannigfache Möglichkeiten, die bunte Vogelwelt der Umgebung zu beobachten. Raubvögel ziehen hier ihre Kreise und ein vielstimmiger Chor von Vögeln bringt die Landschaft im Frühsommer zum Klingen. Auch die Graureiher, die Jahr für Jahr im Wildpark nahe Geltow brüten (im Jahr 2000 238 Brutpaare!) kann man hier häufig antreffen. Und schließlich sieht man auf wechselnden Wiesenarealen Rinder und Pferde weiden, eine immer wieder erfreuliche Idylle seit man wiederentdeckt hat, dass Kühe auch Gras fressen.

Nun nähert man sich der Waldsiedlung Wildpark-West, ein Wohn- und Erholungsgebiet von hohem Wert mit geschmackvollen Häusern und gepflegten Gärten. Der Gemeindeteil ist gesäumt von Eichen und Kastanienbäumen und hat noch reichen Kiefernbestand. Das Herzstück an nahezu ursprünglicher Natur bildet der Werdersche Damm mit seinen alten Ulmen, die ihn von beiden Seiten wie ein Dach überspannen und den Eindruck vermitteln, man bewege sich in einem grünen, lichtdurchfluteten Tunnel. Links und rechts davon befinden sich Torfstichteiche mit reicher Flora und zahlreichen Wasservogelarten. Der üppige Seerosenwuchs erfreut das Auge besonders zur Blütezeit.

Am Ende des Fuchsweges erinnert eine Schautafel an den früher in unmittelbarer Nähe gelegenen »Kleinen Entenfängersee«. Die Geschichte des Entenfangs für den Hof der Hohenzollern ist ein interessanter Bestandteil der Geschichte auf dem „Gallin“, wie Wildpark-West früher hieß.

Besucher seien noch darauf hingewiesen, dass in der Gaststätte Baumgartenbrück nach Anmeldung die Möglichkeit besteht, im kleinen Museum der Familie Herrmann vielseitige Informationen über die Geschichte unseres Ortes zu erhalten.

Von Dr. Hansgünter Walther